Freitag, 5. März 2010

Capitalul nebuna (Die verrückte Hauptstadt)

Hallo allerseits J




Also nachdem ich nunmehr schon zwei Wochen in der Hauptstadt meines Vertrauens verweile, wird es wieder einmal Zeit auch auf dem Laufenden zu halten.

Also erstmal zum Thema Uni, die ist wirklich verrückt hier.

Es ist nicht selbstverständlich dass jede Vorlesung gehalten wird, denn vor allem Professoren die nebenbei arbeiten können oft einfach nicht kommen bzw. wird auch gerne darauf vergessen. Allerdings kann es auch passieren dass man eine halbe Stunde wartet dann anch hause geht und trozdem noch ein Minus in der Anwesenheit bekommt weil der Professor eh noch gekommen ist (mit 45 Minuten Verspätung).

Überhaupt gibt es sehr viele Professoren die irgendwie einfach verbittert oder frustriert sind, und lediglich eine Hand voll gibt sich wirklich auch Mühe.

Nun dies ist allerdings auch zu verstehen denn ein Professor verdient ca. 800€ (d.h. einige Studenten die nebenbei arbeiten verdienen nicht einmal weniger)

Nun dies ist zwar besser als z.b. Lehrer an sich die nur um die 300€ (was sogar für rumänische Verhältnisse sau wenig ist) verdienen.

Jedoch sind die Professoren teilweise auch darauf angewiesen Studenten einfach durch zu lassen, denn der andrang auf die tech. Unis ist so gering dass bei zu strenger Notengebung es leicht passieren kann dass die Klasse einfach aufgelöst wird. Weiters muss es auch frustrierend sein wenn man sich total viel Mühe gibt ein qualitativ hochwertiges Master Studium anzubieten und Kooperationen mit dem Ausland zu arrangieren nur damit im Endeffekt erst wieder zu wenig Studenten für ein Master Studium zustande kommen (viele gehen direkt arbeiten bzw. die besseren gehen ins Ausland wenn sie es sich irgendwie leisten können)

Nunja das Niveau allgemein ist halt auch so eine Sache hier. Manche Kurse sind zwar durchaus ok und sehr lehrreich (vor allem diejenigen in Kooperation mit Ausländischen Unis) jedoch gibt es auch einige Lehrveranstaltungen wo man sich dann doch eher fragt was das mit Uni Niveau zu tun haben soll.

Lustiges Detail am Rande, ich wollte einen Kurs Unternehmenskommunikation belegen. Es stellte sich heraus das es sich unter diesem Decknamen ein Deutschkurs mit viel Grammatik usw verbarg. Tja jedenfalls erklärte mir die nette Professorin(welche deutsch in Rumänien gelernt hatte) dass meine Aussprache leider falsch sei. Nachdem wir einige Übungen machten erläuterte Sie auch meinen schwachen Wortschatz und fehlende Grammatik (z.b. macht es keinen Sinn zu sagen „wir waren auf dem Turm“ es muss heißen „wir waren am Turm“ und „wir waren beim Turm“ geht natürlich auch nicht weiters ist „Der Verlierer entgegnet dem Gewinner Erkenntnis“ ein vollkommen Richtiger Satz und kann nicht durch „Der Verlierer entgegnet dem Gewinner Respekt“ ersetzt werden. (letzteres Übrigens ein Bsp aus einer Prüfungsverbesserung!!!! )

Genau – nachdem die gute Dame mir weiters erklärte Sie möge Wien eigentlich nicht denn diesen Winter wären die Weihnachtsbeleuchtungen nicht ansehnlich gewesen und außerdem gäbe es viel zu viele Ausländer (gut dass sie als Touristin das eingehend beurteilen kann) und dann abschließend eine Video Kassette aus den 70ern zum erlernen einer entsprechenden Umgangsform in Geschäftsgesprächen einlegte wurde mir dann doch klar das ich diesen Kurs doch lieber sein lasse und meine Deutschkenntnisse ein anderes Mal aufpolieren werde.



Das nächste ist das Wetter hier im vermeidlichen sonnigen Süden. Das ist nämlich eine Katastrophe – nachdem es am Dienstag endlich ein wenig Sonnnig war ist es seit dem wieder eine Zumutung. Das heißt es ist kalt und regnet die ganze Zeit. Da meine Klimaanlage im Zimmer manchmal beschließt sich von selbst einzuschalten um entweder mit übermäßiger Hitze oder Kälte das Raumklima zu zerstören, habe mir leider ein bisschen Halsweh eingefangen.

Dazu hat die Tatsache dass letzte Woche mal spontan das Wasser ausgefallen ist um dann für zwei Tage ohne warmes Wasser zu laufen sicher nicht unbedingt geholfen.

Also ein echter Erasmus Student lässt sich von so was aber auf keinen Fall aufhalten, soll heißen wenn ich mich nicht gerade mit der Uni herumärgere genieße ich das Leben so weit wie möglich. Das ist auch gar nicht so schwer, dann wenn man den Rumänen etwas auf jeden Fall nachsagen kann dann, dass sie wissen wie man feiert J

Mein freies Bett hat sich mittlerweile auch schon als sehr nützlich erwiesen.

Von Freitag bis Sonntag haben zwei Italienische Freunde hier übernachtet und von Sonntag bis Mittwoch kam dann Stefanie alias Walpurga auf Besuch vorbei.

Damit war ich endlich dazu gezwungen die Stadt auf eigene Faust unsicher zu machen (und nicht immer nur den anderen Hirnlos nachzulaufen).

Gemeinsam besuchten wir sowohl das Parlament, Ateneul Roman, sowie viele Parks, Gebäude, Kirchen und natürlich auch Lokalitäten. Aber wer mehr dazu wissen will soll doch einfach VORBEI KOMMEN ;-)



Nur soviel das Parlament ist wirklich ein Wahnsinn, Immerhin als Zweitgrößtes Gebäude der Welt bekannt sind die Räume architektonisch umwerfend und darin herumzulaufend ist einfach überwältigend.

Mit etwas Glück gelang es uns des weiteren auch der Architektin über den Weg zu laufen.

Anca Petrescu die damals mit 26 Jahren den ausgeschriebenen Wettbewerb gewinnen konnte (auch wenn ihr familiäre Verhältnisse zu den Ceauşescus nachgesagt werden)

Überhaupt ist es wirklich sehr sehr bedenklich wenn man über den Bau des Gebäudes nachdenkt denn immerhin ging es der rumänischen Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt alles andere als gut , sogar Fleisch wurde als nahrungsmittel für die „einfache“ Bevölkerung verboten und andererseits werden hier Seide, Teppiche, Kristalle, so wie die unmöglichsten Schnörkel aus Gold und Diamanten verwendet (übrigens über 90 % der Materialien des Parlamentenpalastes stammen tatsächlich aus Rumänien)



Wie auch immer also vor allem die letzte Woche konnte ich jedenfalls sehr genießen.

Dies liegt allerdings auch daran dass ich viel Zeit mit einer ganz besonderen Person verbringen durfte. Es ist schon fast Angst einflößend wie gut man sich zuweilen versteht ohne einen Menschen eingehender zu kennen. Wenn man einfach jemanden trifft mit dem man auf gleicher Ebene seine Gedanken einfach freihen Lauf lassen kann ohne zu viel Rücksicht darauf nehmen muss gach falsch versanden zu werden. Auf jedem Fall konnte ich eine Freundschaft gewinnen von der ich doch hoffe Sie so lang als möglich, in welcher Form auch immer, pflegen zu können.

Neben meinem Ziel so viel als Möglich zu Reisen habe ich mir als weiteres Ziel gesteckt die Verhaltensweisen der Rumänen eingehender zu erkunden. Denn alles was ich bisher geschafft habe ist ganz zart an der Oberfläche zu kratzen.

Was ich mir in irgend einer Form beantworten möchte:

Ø Warum die Rumänen Ihre Märkte nicht zu schätzen wissen. Denn für mich ist es eines der Besonderheiten die ich bei uns vermisse. Und ich glaube das es eine wirklich gute Sache ist dies zu haben und zu pflegen. Aber die Rumänen sehen dass ganz anders kaum einer geht freiwillig am Markt wenn er auch in die Mall kann. (Einkaufzentren von denen allein in Bukarest die beiden größten Osteuropas stehen + die Nummer drei in Timisoara]. Darum schließen Sie viele Märkte und bauen anstelle einen Supermarkt oder ähnliches. Überhaupt leiben die Rumänen es schöne Sachen zu zerstören um irgend einen Supermarkt/Mall/oder Parkplatz hinzu bauen.

Ø Warum es Gang und gebe ist die Roma als Zigeuner zu bezeichnen. Anders als bei uns wo die Roma bzw. Sinti wirklich eine vernachlässigbare Minderheit sind, sind sie hier überall zu sehen auf Straßen, Parks, Roma Häusern, am Markt usw. usw.

Jedenfalls machen Sie einen nicht zu kleinen Teil der Bevölkerung aus, und Obwohl es z.B. Maßnahmen zur positiven Diskriminierung auf den Unis gibt (zumindest 2 Roma pro Fakultät müssen ein Stipendium erhalten unabhängig von Vorbildung oder dergleichen).

Allerdings verwenden auch die gebildeten Rumänen wie z.B. Uni Professoren durchgehend den Ausdruck Zigeuner und sprechen sehr (sehr) abwertend von der Bevölkerungsgruppe. (Ähnlich wie es bei uns früher mit dem Wort Neger gewesen sein dürfte)

Ø Warum die Rumänen einfach nicht verstehen können/wollen das nicht alles an ihrem Land schlecht ist und dass es trotz all den Schwierigkeiten viel Potential nach vorne gibt.

Und viele weitere Fragen die den Rahmen hier aber sprengen würden.





Also ich wünsche euch allen eine schöne Zeit weiterhin was auch immer ihr so treibt.

Und hoffe Ihr drückt mir die Daumen damit es auch hier bald wieder gutes Wetter gibt.







1 Kommentar:

  1. Fragen über Fragen... und sobald eine beantwortet ist, sind 10 neue dazugekommen. Nur Deiner rumänischen Deutschprofessorin muss ich Recht geben ;)

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